Kieferorthopädie und Schlafapnoe
Am 25. Januar diesen Jahres fand in Frankfurt eine Fortbildung zu einem Thema statt, dass noch zu wenig Beachtung findet im Behandlungsalltag von Kieferorthopäden und HNO Ärzten: Dr. Derek Mahony aus Australien sprach zum Thema Schlafapnoe und Kiefer-/ Zahnfehlstellungen.
In einer Umgebung, die strategisch günstig für alle Anreisenden am Frankfurter Flughafen lag, hörten ca. 20 Zahnärzte, Kinderzahnärzte und Kieferorthopäden aus Deutschland aber auch England, Spanien und Norwegen dem charismatischen Vortragenden zu. Die Veranstaltung wurde von der KFO IG Fachvereinigung deutscher Kieferorthopäden organisiert.
Zur Fragestellung „die Rolle der Kieferorthopädie in der Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe“ stellte Dr. Mahony seine Diagnose und Behandlungsprotokolle vor. Seine umfangreiche Diagnostik umfasst neben der üblichen kieferorthopädischen Befunderhebung mit Röntgenbildern, Fotos, Scans und Abdrücken auch eine spezielle Schlafanamnese, sowie eine Überprüfung der Luftdurchgängigkeit der oberen Atemwege (Naseneingang und Rachenmandel werden beurteilt, um einen speziellen Score zu erheben). Mit entsprechendem Equipment kann auch der Kieferorthopäde/ Zahnarzt während der Untersuchung am Stuhl in die Nasenöffnung von unten schauen, um die Nasenbelüftungsmöglichkeit zu beurteilen.
Zusätzlich fertigt Dr. Mahony im Rahmen seiner Diagnose ein DVT an, um mit einem speziellen Index die Volumengröße und Durchgängigkeit der unteren Atemwege zu bestimmen. Ein Schlafmediziner führt im Schlaflabor die notwendigen Messungen dafür durch. Alternativ kann auch mit einem Pulsoximeter die Sauerstoffsättigung im Blut überwacht werden. Aus diesen umfangreichen Befundungen wird das Vorliegen einer Schlafapnoe beurteilt und ein kieferorthopädischer Behandlungsplan erstellt.
Während der Vormittag der Fortbildung sich mit den verschiedenen Aspekten der Diagnostik beschäftigte, stellte Dr. Mahony nachmittags neben seiner wissenschaftlichen Studie auch die verschiedenen Therapieansätze vor.
Seine Studie wurde an 4672 Patienten im Alter zwischen 7 und 9 Jahren durchgeführt. Alle Patienten wurden in seiner Praxis behandelt. Ziel der Studie war es, ob und wieviel Prozent der Kinder mit kieferorthopädischen Fehlstellungen Schlafapnoeanzeichen haben. Weiterhin sollte untersucht werden, welche Behandlungsstrategie in der Behandlung von Schlafapnoe die besten Resultate zeigt. Die Patienten wurden in unterschiedliche Therapiegruppen eingeteilt:
- chirurgische Entfernung von Tonsillen/ Polypen
- chirurgische Entfernung von Tonsillen/ Polypen mit myofunktioneller Therapie und Tragen eines Trainers in der Nacht
- chirurgische Entfernung von Tonsillen/ Polypen mit myofunktioneller Therapie und Tragen eines Trainers in der Nacht sowie Kieferorthopädie
- chirurgische Entfernung von Tonsillen/ Polypen und Kieferorthopädie
- eine Kontrollgruppe, die nicht therapiert wurde.
Das Ergebnis der Studie zeigt, dass 92 Prozent aller Patienten mit Zahn- und Kieferfehlstellungen auch Schlafapnoesymptome aufweisen. Die Kombination von kieferorthopädischer als auch chirurgischer Therapie mit myofunktionellen Übungen und Tragen eines Trainers in der Nacht war den anderen Therapiemethoden überlegen.
Es blieb der Wunsch vieler Teilnehmer nach diesem interessanten Vortrag, sich mit dem Thema Prävention der Schlafapnoe weiter zu beschäftigen. Der Therapieansatz erfordert ein interdisziplinäres Vorgehen, welches sicherlich nicht 1: 1 in Deutschland umzusetzen ist. Trotzdem sollte dieses kein Grund sein, hierzulande nicht auch präventiv, interdisziplinär und ganzheitlich zu therapieren.
Dr. Sabine Rhein, mykie®NET Weinheim
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